Jeanette sah mit an, wie ihre drei Kinder getötet wurden

„Ich bete zu Gott, dass ich niemals von ihnen träume“

Eines Nachts wurde Jeanettes kleines Dorf in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) von Männern mit Gewehren und Macheten angegriffen. Jeanette schnappt sich ihren jüngsten Sohn und sie rennen um ihr Leben, hinunter zum Ufer des Albertsees. Sie finden einen Platz in einem Fischerboot voll mit Flüchtenden, die sich in Uganda in Sicherheit bringen wollen. Aber wo ist der Rest von Jeanettes Familie – die drei Kinder und ihr Mann? Voller Angst sucht sie mit den Augen das Ufer ab und sieht sie.

Alle vier werden gerade bei lebendigem Leibe zerstückelt.


Uganda bietet Menschen Schutz, die vor der Gewalt fliehen

Seit dieser unbeschreiblich schmerzlichen Nacht im Jahr 2000 sind nun fast 20 Jahre vergangen.

Jeanette, 61, sitzt auf einem Hocker vor ihrem kleinen Haus in Kyangwali, Uganda. Sie trägt ein geblümtes Kleid. Schuhe hat sie nicht. Ihren Händen sieht man das Leben voller Mühsal und Arbeit an. Sie faltet sie in ihrem Schoss, bevor sie zu sprechen beginnt:

„Ayen’ya war elf Jahre alt, Ageno war acht und Munguhik war sechs. In meinen Träumen begegnen mir alle, die gestorben sind. Aber nie meine Kinder. Als ich sie verlor, betete ich zu Gott, dass ich niemals von ihnen träumen würde. Andernfalls, das weiß ich, könnte ich nicht mehr weiterleben“, sagt sie.

Während Jeanette als Geflüchtete in Uganda lebte, beschloss sie, trotz ihrer Angst mit ihrem Sohn in die DR Kongo zurückzukehren, da sie dort noch immer ein Haus und Land besaß. Ihr Sohn, geschiedener zweifacher Vater, verschwand später. Jeanette trug nun die Verantwortung für ihre beiden Enkelkinder.

Im Jahr 2016 wurde das Dorf erneut von bewaffneten Männern angegriffen. Es geschah in der Nacht. Einige Frauen aus der Nachbarschaft wurden gefesselt und vergewaltigt. Manche versuchten, sich im Wald zu verstecken.

„Aber sie kamen nackt zurück“, sagt Jeanette.

Mit ruhiger Stimme erzählt sie, dass Menschen erschossen wurden. Enthauptet, zu Tode gehackt. Sie sah die Leichen. Wieder rannte sie um ihr Leben. Sie konnte mit ihren zwei Enkelkindern entkommen und floh nach Uganda.

Sie sieht wieder auf ihre Hände und sagt:

„Das Leben als Flüchtling ist schwer. Wir haben nicht genug zu essen und ich bin krank. Aber zumindest sind wir hier in Sicherheit. Hier in Uganda hilft NRC Flüchtlingshilfe meinen Enkelkindern, zur Schule zu gehen. Dafür bin ich dankbar. Jetzt weiß ich, dass sie eine gute Zukunft haben werden. Ich werde niemals in mein Heimatdorf zurückkehren. Ich will niemals wieder das Böse sehen, das dort ist.“

Woran denkt sie wohl, beim Kochen in ihrer Küche im Flüchtlingslager? Denkt sie an all die Jahre, die vergangen sind? An ihre Kinder, die ermordet wurden? An ihre Brustschmerzen, wenn sie hustet? Oder denkt sie daran, wie sie genug Essen für die nächste Mahlzeit bekommen kann?

Woran denkt sie wohl, beim Kochen in ihrer Küche im Flüchtlingslager? Denkt sie an all die Jahre, die vergangen sind? An ihre Kinder, die ermordet wurden? An ihre Brustschmerzen, wenn sie hustet? Oder denkt sie daran, wie sie genug Essen für die nächste Mahlzeit bekommen kann?

Westlich von Kampala

Im Autofenster taucht die Morgensonne auf. Der Distrikt Kikuube liegt im Westen Ugandas. Die Landschaft ist grün und üppig.

Das Auto fährt an traditionellen strohgedeckten Hütten und Menschen vorbei, die gebückt auf dem Feld arbeiten. Wir verlassen die Hauptstraße, biegen links ab und landen auf einem holprigen Feldweg. Wir sehen Kinder in Schuluniformen, die entschlossen in die Zukunft schreiten, und Frauen, die gelbe Wasserkrüge auf ihren Köpfen balancieren, während sie ihre Babys auf dem Rücken tragen.

In einem Dorf spaziert eine weiße Henne gleichgültig mitten auf der Straße herum. Zwei Männer sitzen auf einer Bank und spielen Karten. Ein Junge beobachtet Insekten, die über eine Pfütze tanzen.

Endlich erreichen wir die Flüchtlingssiedlung Kyangwali.

Wenn neue Flüchtende ankommen, ist es wichtig, dass Latrinen vorhanden sind, damit das Trinkwasser nicht verunreinigt wird und niemand krank wird. Dieser Mann ist selbst ein Geflüchteter aus der DR Kongo. Er wird von NRC Flüchtlingshilfe für das Ausheben von Latrinen bezahlt.

Wenn neue Flüchtende ankommen, ist es wichtig, dass Latrinen vorhanden sind, damit das Trinkwasser nicht verunreinigt wird und niemand krank wird. Dieser Mann ist selbst ein Geflüchteter aus der DR Kongo. Er wird von NRC Flüchtlingshilfe für das Ausheben von Latrinen bezahlt.

Kyangwali

Die Siedung wurde in den 1960ern gegründet und hat Geflüchtete aus Ruanda, Burundi, dem Sudan, dem Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo aufgenommen. Manche leben hier seit vielen Jahren und wollen auch bleiben. Derzeit leben in Kyangwali rund 118.040 Geflüchtete. 57 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder.

Lesen Sie hier mehr über unsere Arbeit in Uganda.

Dieses Mädchen floh vor Krieg und Gewalt aus DR Kongo und hat fand Schutz in Uganda. Das Land hat einzigartige Gesetze und Vorschriften, die die Sicherheit der Flüchtlinge fördern und ihnen ein besseres Leben ermöglichen.

Uganda hat 1,4 Millionen Flüchtlinge aus Nachbarländern aufgenommen. Gogo und Sophia kommen aus der DR Kongo und posieren gerne für den Fotografen.

Dieses Mädchen floh vor Krieg und Gewalt aus DR Kongo und hat fand Schutz in Uganda. Das Land hat einzigartige Gesetze und Vorschriften, die die Sicherheit der Flüchtlinge fördern und ihnen ein besseres Leben ermöglichen.

Uganda hat 1,4 Millionen Flüchtlinge aus Nachbarländern aufgenommen. Gogo und Sophia kommen aus der DR Kongo und posieren gerne für den Fotografen.

Flüchtlinge willkommen

Die Geflüchteten hier leben nicht in Zelten, sondern in Häusern und Hütten. Sie haben Gärten und Land, auf dem sie Nahrungsmittel anbauen können.

Uganda
Uganda steht auf der Liste der Länder, die weltweit die meisten Geflüchteten aufgenommen haben, auf Platz 3. Nur die Türkei und Pakistan beherbergen noch mehr Flüchtlinge.

Das Land hat einzigartige Gesetze und Bestimmungen, die die Sicherheit von Flüchtlingen fördern und ihnen ein besseres Leben ermöglichen. Nach dem Flüchtlingsgesetz von 2006 genießen Geflüchtete Bewegungsfreiheit, das Recht auf Arbeit, das Recht, Unternehmen zu gründen und das Recht auf Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen wie medizinische Versorgung und Bildung.

Derzeit leben in Uganda 1,4 Millionen Geflüchtete und Asylsuchende. Der humanitäre Bedarf ist groß und die humanitäre Hilfe ist stark unterfinanziert. NRC Flüchtlingshilfe und andere humanitäre Hilfsorganisationen tun alles, was in ihrer Macht steht, um die Menschen zu unterstützen. Mit mehr finanzieller Unterstützung könnten wir jedoch noch sehr viel mehr Menschen helfen.


Träume

Vor dem Krieg hatte Jeanette in der DR Kongo ein stabiles Leben. Sie besaß ein kleines Stück Land, auf dem sie Gemüse anbaute, das sie auf dem Markt verkaufte.

„Hier in Uganda ist es schwieriger zurechtzukommen. Aber ich habe dieses Haus und ein kleines Stück Land, auf dem ich Gemüse anbaue. Ich mache oft die Runde und frage nach kleinen Aufgaben. Aber meine Gesundheit lässt mich im Stich. Ich habe Herzprobleme und einen schlimmen Husten.“

„Das Leben ist schwer. Ich habe fast meine ganze Familie verloren. Ich habe nur noch zwei Enkelkinder. Ich kämpfe hart darum, sie versorgen zu können.

Wenn ich keine Arbeit habe, sitze ich zu Hause. Ich koche das Essen für die Kinder. Wir essen zweimal am Tag. Entweder Bohnen, Mais oder Reis.

In der DR Kongo herrschen Krieg und Leid. Die Kinder wollen auch nicht dorthin zurück. In Uganda können sie zur Schule gehen. Sie wollen hier eine Ausbildung bekommen und hierbleiben. Ich hoffe sehr, dass dieser Traum wahr wird.“

Sie lächelt ein wenig.

Ihr 13-jähriger Enkel steht hinter ihr. Sein Name ist Dongijo.

„Was ist gut am Leben in Uganda?“, frage ich.

„Die Schule.“

„Und was ist nicht so gut?“

„Dass es nicht genug zu essen gibt.“

Kyangwali
Die Flüchtlinge sind auf sechs Zonen aufgeteilt. Die Zonen bestehen aus 20 „Hauptdörfern“ und 359 kleineren Siedlungen mit jeweils 100 Haushalten. Im Lager gibt es zwei Empfangszentren.

Derzeit kommen täglich zwischen 150 und 300 Flüchtende an. NRC Flüchtlingshilfe unterstützt die Geflüchteten in Kyangwali mit Soforthilfe in Form von Lebensmitteln, Unterkünften, sauberem Wasser und Latrinen, um einem Cholera-Ausbruch vorzubeugen. Wir setzen uns jedoch genauso stark für langfristige Hilfe, zum Beispiel durch Bildung und Schulungen, ein.

Unser Rechtsberatungs-Team hilft den Menschen, wichtige Dokumente wie Ausweispapiere zu erhalten. Außerdem bieten wir Informationen und Unterstützung in Bezug auf die Rechte von Flüchtlingen, wie zum Beispiel Wohn- und Landrechte.

Das NRC Flüchtlingshilfe-Team informiert neu ankommende Flüchtlinge über ihre Rechte. Wir leisten sowohl Soforthilfe als auch langfristige Unterstützung.

Das NRC Flüchtlingshilfe-Team informiert neu ankommende Flüchtlinge über ihre Rechte. Wir leisten sowohl Soforthilfe als auch langfristige Unterstützung.

Dongijo lebt mit seiner Großmutter Jeanette im Flüchtlingslager. Er findet es schwierig, dass es fast so viel zu essen gibt, dass er satt wird. Aber eins ist hier sehr gut: Hier in Uganda kann er eine Schule besuchen.

Dongijo lebt mit seiner Großmutter Jeanette im Flüchtlingslager. Er findet es schwierig, dass es fast so viel zu essen gibt, dass er satt wird. Aber eins ist hier sehr gut: Hier in Uganda kann er eine Schule besuchen.

Die Anlegestelle Sebagoro am Albertsee. Die meisten kongolesischen Geflüchteten kommen hier in Fischerbooten wie das auf dem Foto an. Im Jahr 2019 wurden die meisten Geflüchteten sofort bei ihrer Ankunft auf Ebola getestet, aber der regionale Ebola-Ausbruch ist nun weitgehend unter Kontrolle.

Das Ankunftszentrum an der Anlegestelle Sebagoro in Uganda. Die Neuankömmlinge werden befragt und bekommen dann eine Unterkunft am Rande des Flüchtlingslagers Kyangwali angeboten. Zuerst leben sie in Zelten, später bekommen sie Häuser und ein Stück Land.

Die Anlegestelle Sebagoro am Albertsee. Die meisten kongolesischen Geflüchteten kommen hier in Fischerbooten wie das auf dem Foto an. Im Jahr 2019 wurden die meisten Geflüchteten sofort bei ihrer Ankunft auf Ebola getestet, aber der regionale Ebola-Ausbruch ist nun weitgehend unter Kontrolle.

Das Ankunftszentrum an der Anlegestelle Sebagoro in Uganda. Die Neuankömmlinge werden befragt und bekommen dann eine Unterkunft am Rande des Flüchtlingslagers Kyangwali angeboten. Zuerst leben sie in Zelten, später bekommen sie Häuser und ein Stück Land.

Albertsee

Am 31. August 2019 befanden sich in Uganda laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR 402.521 Geflüchtete aus der DR Kongo.

Viele von ihnen waren über den Albertsee geflohen, der zwischen der DR Kongo und Uganda liegt. Dies geschieht jedes Mal, wenn es in der DR Kongo neue gewalttätige Angriffe gibt.

Die hochschwangere Mariam, 22, gehört zu den vielen Kongolesinnen und Kongolesen, die wegen des Konflikts und der Gewalt aus ihrer Heimat geflohen sind. Sie kam im Februar 2018 nach Kyangwali. Sie erinnert sich an jene dramatischen Tage:

„Als wir angegriffen wurden, hatten wir keine Zeit, irgendetwas mitzunehmen. Wir flohen durch den Wald auf den Albertsee zu. Es waren viele Menschen dort. Alle waren in Panik. Junge und Alte, Frauen und Männer. Als wir das Boot erreichten, berichtete eine meiner Cousinen, dass mehrere Frauen, darunter auch eine weitere Cousine von mir, von Unbekannten vergewaltigt worden seien. Aber es war zu gefährlich zurückzugehen und sie zu suchen. Ich weiß bis heute nicht, ob sie noch am Leben ist.

Jeder wollte einen Platz in dem Boot. Es war etwa zehn Meter lang. Die Menschen drängelten sich an Bord. Es waren ungefähr 80 von uns im Boot. Ich war sicher, dass wir ertrinken würden. Es dauerte zweieinhalb Stunden, den See zu überqueren. Zum Glück kamen wir lebendig an.“

Ohnmacht, als sie Schüsse hörte

Ihr Haar ist aus dem ernsten Gesicht gekämmt und hinten zu einem kleinen Knoten gebunden. Mariam sagt, sie sei das jüngste von acht Geschwistern. Eines Tages wurden alle Kühe der Familie und damit ihre gesamte Existenzgrundlage gestohlen.

„Mein Vater, der auch Pastor war, hatte Probleme, uns zu ernähren. Die Kirche bezahlte ein Jahr lang die Schule. Dann verkaufte mein Vater ein paar Tiere, die wir noch hatten, damit wir die Schule abschließen konnten. 2016 begann ich, als Lehrerin zu arbeiten. Ich war froh, meine Familie unterstützen zu können.

Im Februar 2018 hörten wir von Aufständen, die in einer Gegend etwa sechs Kilometer entfernt stattfanden. Uns wurde gesagt, wir sollten uns in Sicherheit bringen. Aber ich hatte mein Januar-Gehalt noch nicht bekommen, und deshalb wartete ich. Am 7. Februar, während ich in der Schule unterrichtete, hörten wir Schüsse. Ich hatte solche Angst, dass ich in Ohnmacht fiel. Ein paar Frauen gaben mir Zuckerwasser, damit ich wieder zu mir kam. Meine Eltern riefen meine Geschwister an und sagten, dass wir nach Uganda fliehen müssten – auf der Stelle.

Angst vor der Zukunft

„Ich lernte meinen Mann hier in Kyangwali kennen. Er stammt auch aus der DR Kongo. Sein Name ist Makibapo und er ist 28 Jahre alt. Er hat eine Verletzung am Bein und kann derzeit nicht arbeiten.

Abgesehen davon geht es uns in Uganda gut. Wir sind froh über die Unterstützung, die wir bekommen.“

NRC Flüchtlingshilfe hilft ihr, aktuelle Ausweispapiere zu bekommen. Sie möchte als Ehepartnerin ihres Mannes eingetragen werden. Wir unterstützen sie außerdem mit Rechtsberatung beim Thema Landrechte, da das Land, auf dem das Paar derzeit leben, nicht offiziell ihnen gehört. Außerdem brauchen sie Hilfe bei der Reparatur des undichten Daches.

„Als wir aus dem Krankenhaus nach Hause kamen, nachdem mein Mann krank geworden war, hatte man uns das wenige, das wir besaßen, gestohlen. Wir hoffen, dass wir richtige Arbeitsplätze bekommen. Im Moment arbeite ich nur in Teilzeit und fördere Aktivitäten in einer Schule. Ich verdiene fast nichts.“

Mariam sieht auf ihren dicken Bauch hinunter und sagt:

„Ich freue mich darauf, bald Mutter zu werden, aber ich mache mir Sorgen um die Zukunft.“

Lesen Sie hier mehr über unsere Arbeit in der Demokratischen Republik Kongo.

Sie lernte ihren Mann im Flüchtlingslager kennen. Sie träumen beide von einer Arbeitsstelle, damit sie sich selbst und das Kind versorgen können, das bald kommt. NRC Flüchtlingshilfe setzt sich dafür ein, dass Mariam im Lager Zugang zu ihren Rechten als Geflüchtete hat.

Sie lernte ihren Mann im Flüchtlingslager kennen. Sie träumen beide von einer Arbeitsstelle, damit sie sich selbst und das Kind versorgen können, das bald kommt. NRC Flüchtlingshilfe setzt sich dafür ein, dass Mariam im Lager Zugang zu ihren Rechten als Geflüchtete hat.

Dringend auf Hilfe angewiesen

Im Jahr 2002 war Grace aus der DR Kongo zehn Jahre alt:

„Ich sah mit an, wie sie meine Mutter, meinen Vater, meine Tante und eins ihrer Kinder töteten. Man hatte allen im Dorf gesagt, dass sie ein Schießtraining machen würden. Als wir die Schüsse hörten, dachten wir also nichts Böses. Aber die Schießerei wurde sehr heftig. Es stellte sich heraus, dass es ein Angriff war.“

Heute lebt Grace, 27, mit ihrem 11-jährigen Sohn in Kyangwali. Sie kamen vor einem Jahr nach Uganda. Ich setze mich mit ihr in den Garten.

Die ugandischen Behörden leiten die Flüchtlingslager, in denen NRC Flüchtlingshilfe und andere Organisationen arbeiten. Die Behörden sind der Ansicht, dass sie den Flüchtlingen am besten helfen können, indem sie direkt mit ihnen, und nicht durch Vermittler kommunizieren. Grace wurde von den Frauen in ihrer Nachbarschaft gewählt, um sie bei der Lagerverwaltung zu vertreten. Die Frauen kommen zu ihr, wenn sie etwas auf dem Herzen haben.

So sieht Grace die Situation der Geflüchteten:

„Flüchtling zu sein bedeutet, dass man kein gutes Leben hat. Die größte Herausforderung ist die spärliche und einseitige Ernährung. Ein anderes Problem ist Geld. Es ist schwierig, einen Job zu finden, wenn man nur Französisch spricht – das wir in der DR Kongo in der Schule gelernt haben – und nicht Englisch, wie es hier gesprochen wird. Es ist nicht immer sicher. Kürzlich sind fünf Frauen Feuerholz sammeln gegangen und drei von ihnen wurden vergewaltigt.“

Sie hält inne, sieht mir in die Augen und sagt mit trauriger Stimme:

„Unter ihnen war ein 14-jähriges Mädchen, das immer noch schwer traumatisiert ist.“

Der Himmel über Kyangwali wird dunkel. Bevor wir uns verabschieden, sagt Grace:

„Das Leben ist nicht leicht. Trotzdem sind wir froh, dass wir hier bleiben dürfen. In Uganda herrscht immerhin Frieden.“


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